Ein Leben hinter Gittern?
Neben dem Problem, dass Käfige oft nicht in einer wirklich ausreichenden Größe angeboten werden, gibt es sehr viele Meerschweinchenhalter, die Gitterkäfige als «Gefängnisse» ablehnen. Ich denke jedoch, diese Bewertung ist eine nach sehr menschlichen Maßstäben. Ein Meerschweinchen wird sich in einem Gitterkäfig, der ausreichend groß und artgerecht eingerichtet ist, so sehr bzw. so wenig wie ein Gefangener fühlen wie in einer Plexiglasvariante. Meine Meeris z.B. leben in einem Eigenbau mit großen Sichtfenstern, die ganz bewusst mit Gitterstäben (Durchschieben von Leckerbissen, einfache Befestigung von z.B. Wassertränke) verschlossen sind.
Wovon Sie bei Käfigen jedoch definitiv die Finger lassen sollten, sind die Wannen, die einen Plexiglasaufsatz und lediglich ein Gitter im Deckel haben. Sie werden leider immer noch im Handel angeboten (für Meerschweinchen allerdings ohnehin nicht in einer ausreichenden Größe), obwohl sich in diesen Käfigen sehr schnell ein Hitzestau bildet. Obendrein haben die Tiere keinerlei Kontakt zur Außenwelt.
Ansonsten gibt es eine Vielzahl von Käfigen, die Sie durchaus artgerecht gestalten können. Es gibt Käfige sowowohl einstöckig als auch mehrstöckig. Preislich müssen Sie aber etwa 100 €, bei mehrstöckigen Varianten auch 150 € bis 200 € kalkulieren.
Schwieriger bei Käfigen ist eher eine vernünftige Handhabung der Tiere sowie die Reinigung. So müssen Sie bei der Reinigung einplanen, dass die Meeri während dieser Zeit woanders untergebracht werden müssen - entweder in einem Freilauf oder einem Transportbehälter. Bodenwannen mit einer Größe von 140x70 cm sind schon reichlich unhandlich, wenn Sie die mal in der Badewanne oder mit dem Gartenschlauch ausspritzen wollen.
Fragen bzw. suchen Sie nach Kaninchenkäfigen. Hier finden Sie eher Käfige, die eine meerschweinchengerechte Größe bieten als unter den für die Meerschweinchenhaltung angepriesenen.
Worauf Sie achten sollten
Stabilität
Das ganze Gestell muss stabil sein. Zwar sind Meerschweinchen keine Rambos, aber wenn sie mal so richtig loslegen, kann der Käfig - insbesondere bei einer erhöhten Variante - doch ins Wackeln kommen. Bei Käfigen, die in einem Gestell untergebracht sind, muss die Bodenschale also so gesichert sein, dass auch rennende und flohhüpfende Tiere den Käfig nicht abstürzen lassen. Einfaches Einhängen und Festclipsen reicht dazu in der Regel nur aus, wenn der Auflagerand groß genug ist.
Wannenhöhe
Die Wannenhöhe sollte bei etwa 10 - 15 cm liegen - ansonsten fliegt ständig Einstreu oder Heu aus dem Käfig. Aber nicht höher, da die Meeri dann allenfalls von einem erhöhten Platz nach draußen schauen können.
Öffnungen
An den Seiten sollten ausreichend große Öffnungen sein - am günstigsten wäre eine lange Seite, die sich ganz wegklappen lässt. Ansonsten kriegen Sie Probleme, wenn Sie ein Tier, das nicht von alleine auf Ihre Hand klettert, einfangen müssen. Wollen Sie an den Käfig einen Freilauf anschließen, können die Tiere so auch problemlos alleine aus- und einsteigen. Eine Steintreppe oder ein Brettchen werden als Kletterhilfe gern genommen - größere Tiere springen aber über 10, 15 cm leicht hinweg. Und der Käfig dient so als 4. Wand des Freilaufs.
Deckel
Ein Gitter als Deckel können Sie sich getrost sparen - es sei denn, unter Ihren Meerschweinchen befinden sich wahre Kletterkünstler (hier wäre aber ein großer Zweig sehr viel mehr im Sinne der Tiere). Ansonsten ist der Deckel eher unpraktisch, da Sie in der Höhe zu sehr eingeschränkt werden. Und wenn Deckel, dann sollte er sich vollständig wegklappen lassen, sonst wird z.B. das Auswechseln eines Häuschens oder einer Wurzel zur Maßarbeit.
Einfaches Zerlegen
Die Bodenschale sollte zwar fest mit dem Gitter verbunden sein, sich aber zum Reinigen doch einfach lösen lassen. Das gilt ganz besonders für mehrstöckige Käfige - wenn Sie den Käfig immer zerlegen müssen, um an eine Zwischenebene ranzukommen, lassen Sie besser die Finger davon. Die besten Vorsätze lösen sich so oft in Luft auf!
Solide Verarbeitung
Scharfe Kanten, unsauber verlötete Drahtstäbe oder gar hervorstehende Drahtenden sind eine gefährliche Verletzungsquelle - sowohl für Sie als auch die Meerschweinchen. Bei mehrstöckigen Gehegen richten Sie ihr Augenmerk auch auf die Verbindungslöcher und -stege.
Drahtstäbe
Nehmen Sie - sofern möglich - keine ummantelten Drahtstäbe. Meerschweinchen nagen an allem möglichen und dieser Plastiküberzug bekommt ihnen auf Dauer nicht. Bietet die Ausstattung aber genügend Nagematerial, werden die Tiere sich nach einem kurzen Test geschmackvolleren Dingen zuwenden.
Die Drahtstäbe sollten mindesten 1,5 mm stark sein. Dünnere Stäbe brechen leicht (wenn Sie z.B. die Wassertränke daran befestigen oder eine zweite Ebene dazwischenklemme möchten) und bilden dann wieder ein Verletzungsrisiko.
Leitern
Der Winkel von Leitern sollte bei etwa 40° liegen - Sie schaffen sich ja keine Gemse an. In der Regel bestehen die mitgelieferten Leitern aus Plastik - es muss bruchsicher und rutschfest sein! Praktischer ist es außerdem, wenn sich diese entfernen lassen, z.B. zur Reinigung, aber auch, weil Sie nun doch lieber ein Holzbrettchen verwenden. Die Verbindung muss natürlich trotzdem stabil sein und einem hochwetzenden Meerschweinchen stand halten. Achten Sie auch auf Stolperfallen - gerne werden zwischen Leiterende und Öffnungsrand Lücken gelassen. Die Gefahr ist groß, dass ein Meerschweinchen hängen bleibt und sich eine Schramme holt oder gar das Bein ausrenkt.
Erhöht oder nicht?
Ob Sie eine erhöhte oder auf dem Boden stehende Variante bevorzugen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine Aufstellung der Vor- und Nachteile finden Sie unter Standort. Bei einer erhöhten Variante muss die Bodenwanne mit einer möglichst breiten Auflage auf dem Gestell aufliegen. Noch besser wären Querstreben, die unter der Bodenwanne verlaufen (Legen Sie z.B. Steine in den Käfig, kann sich durch die Belastung die Wanne verformen - dann reicht selbst eine breite Auflage nicht mehr aus). Zur Not können Sie hier jedoch mit Jutebändern, die Sie unter der Bodenwanne durchführen und am Gestell befestigen, Abhilfe schaffen.
Transportabel
Viele Käfige, auch bodenstehende Varianten, werden mit Rollen angeboten. Bei einer nötigen Ausquartierung (Standort-Wohnzimmer Standort-Kinderzimmer lässt sich der Käfig mit Rollen einfacher transportieren (so lange Sie um alle Ecken und durch alle Türen kommen). Zumindest zwei Rollen sollten jedoch feststellbar sein.
Erweiterbar
Die Erweiterungsfähigkeit ist kein Muss, aber extrem praktisch, wenn aus den zwei oder drei Meerschweinchen plötzlich doch mehr werden. Es gibt u.a. dafür Käfige, bei denen Sie ein Seitenteil vollständig entfernen und mit einem zweiten Käfig anschließend verketten können. Andere Varianten bieten zumindest auf allen Seiten unterschiedlich große Öffnungen an, wobei die einzelnen Käfig dann über Röhren verbunden werden. Achten Sie dann auf einen ausreichend großen Durchmesser (ca. 15 cm).
Mitgelieferte Ausstattung
Bei vielen Käfigen sollen Sie mit dem Hinweis «Häuschen, Futterschüssel und Raufe inklusive» gelockt werden. Diese kosten dann aber etwas mehr als die Variante ohne. Meistens bestehen diese Gegenstände jedoch aus Plastik, so dass Sie die gleich im Laden lassen bzw. entsorgen können. Zahlen Sie also nichts Unnützes. Gibt es natürlich Ihren Wunschkäfig nur mit Ausstattung, ist dies kein Grund, auf den Kauf zu verzichten. Nur verwenden sollten Sie die Teile nicht - auch nicht im Freilauf, egal ob Wohnung oder Garten.