Hämmern, Sägen, Schrauben
Wer nicht gerade das Geld hat, einen Tischler ein maßgeschneidertes Gehege bauen zu lassen, landet meist irgendwann beim Eigenbau. Sei es, weil mehr Platz gewünscht/benötigt wird, sei es, weil es eine besondere Raumsituation gibt, sei es, weil manche einfach Spaß am Bauen haben.
Wer sich außer Schrauben nicht viel zutraut, kann trotzdem ein Traumgehege bauen. Auf diversen Meeri-Seiten im Internet finden Sie Eigenbaugehege, die alle etwas mit sehr günstigen Holzregalen einer bekannten schwedischen Möbelfirma zu tun haben, bei dem die Seiten verkleidet werden. Interessant ist diese Variante vor allem für diejenigen, die in die Höhe bauen wollen. Und selbst aus ausgedienten Schränken können mit etwas Fantasie und Überarbeitung zu einem Traumland für Meerschweinchen werden.
Auch im Downloadbereich finden Sie die eine oder andere Bauanleitung - von billig bis teuer, von einfach bis etwas schwieriger. Für Häuschen, Brücken und Rampen finden Sie einen vielleicht für Ihre Bedürfnisse passenden Bauplan unter Ausstattung.
Ihrer Fantasie sind dabei nur insoweit Grenzen gesetzt, dass immer noch ein artgerechtes Gehege für Ihre Meeri draus werden soll.
Wirklich umfassende Infos zum Eigenbau (Beschreibung und Umgang mit Werkzeug, verschiedene Winkel, Verschlüsse, Werkstoffe) finden Sie unter www.salatgurken.net.
Material
Holz und Plattenwerkstoffe
Sie können ein Gehege aus allen möglichen Hölzern herstellen. In den Baumärkten erhalten Sie Spanplatten, Sperrholz, Tischlerplatte und Hartfaserplatten in verschiedenen Stärken und Beschichtungen und manchmal auch MDF-Platten als Zuschnittware. Für Massiv- und Leimhölzer, Multiplex- und Dreischichtplatten müssen Sie aber meist in einer Holzhandlung nachfragen. Der Preis hängt von Stärke und Holzart ab, so dass Sie sich am besten vor Ort erkundigen.
Grundsätzlich halten bei fast allen Hölzern und Plattenwerkstoffen in Stirnseiten (wo die Jahresringe deutlich zu erkennen sind) Schrauben schlecht bis gar nicht. Stabilere Verbindungen ergeben sich hier entweder mit Metallwinkeln oder aber Dübeln. Plattenwerkstoffe werden fast immer durch die Verwendung von Leim hergestellt, weshalb manche Meerschweinchenhalter von der Verwendung abraten. Zumindest bei meinen Tieren kann ich aber von keinerlei negativen Auswirkungen bei der Verwendung von Sperrholz und Multiplexplatten berichten.
Aber es gibt noch einige Unterschiede mehr, die beim Verarbeiten eine Rolle spielen:
Massivholz
Dabei handelt es sich um Platten, die aus einem einzigen Stück Holz bestehen. Da Sie Massivholz selten knochentrocken bekommen (eine Restfeuchte von ca. 17% ist völlig normal), sorgt die in den nächsten Wochen noch schwindende Restfeuchte sowie die Holzmaserung für Verwindungen und Schrumpfungen («Verziehen»). Je breiter ein Brett ist, umso größer werden die Verwindungen, was dazu führen kann, dass Türen plötzlich nicht mehr schließen oder auch größere Schrauben gesetzt werden müssen. Der Grad der Veränderung ist jedoch von Baumart zu Baumart unterschiedlich.
Leimholz
heisst deswegen so, weil die Kanten von Massivholzplatten mit Holzleim aneinandergeklebt werden. Der Trockengrad ist hier bereits höher, so dass ein Verziehen nicht mehr ganz so deutlich ausfällt. Leimholzplatten in Standardgrößen -und Stärken erhalten Sie in Buche, Kiefer und Fichte meist auch im Baumarkt, wo auch ein Zuschnitt erfolgt. Sie müssen jedoch immer für die vollständige Platte bezahlen, selbst wenn Sie nicht alles benötigen.
Tischlerplatte
Tischlerplatten bestehen aus verleimten Holzstäben, die oben und unten mit einem Holzfurnier abgedeckt werden. Tischlerplatten verziehen sich kaum noch. Bei längeren Werkstücken sollte die Platte so geschnitten werden, dass die Stäbe in Längsrichtung verlaufen - so ist die Stabilität größer. Kommt es auch auf die Optik an, muss an den Schnittkanten noch eine dünne Holzleiste oder Holzwinkel angebracht werden.
Spanplatten
sind Holzspäne, die, unter Zugabe von chemischen Mitteln u.a. Formaldehyd, mit hohem Druck zu Platten gepresst werden. Die Oberflächen werden anschließend noch geschliffen. Die chemischen Mittel können ausdünsten, deshalb sind Spanplatten im Gehegebau mit Vorsicht zu genießen. In Deutschland darf nur noch Spannplatte mit der Auszeichnung E1 verkauft werden, bei der die Ausdünstungen nicht mehr ganz so stark sind, dennoch bleibt ein Restrisiko (Formaldehyd ist krebserregend). Spanplatten erhalten Sie unbeschichtet, aber auch furniert oder mit Kunststoff beschichtet.
In den Schnittkanten halten Schrauben auf Dauer nicht (schon gar nicht, wenn sie eine Belastung aushalten müssen), zur Verbindung also besser auf Winkel oder Dübel zurückgreifen. Spanplatten verziehen sich nicht mehr, sind jedoch deutlich schwerer als alle anderen Plattentypen oder Massivholz.
Spanplatten biegen sich außerdem durch, so dass ab bestimmten Längen mit zusätzlichen Stabilisierungen (z.B. Querstreben) gearbeitet werden muss. Schnittkanten können mit Umleimern zum Aufbügeln verschönert werden.
Mitteldichte Faserplatte (MDF)
Das Herstellungsverfahren ist ähnlich wie bei der Spanplatte, nur das das Ausgangsmaterial wesentlich feiner ist. Gewicht und Verhalten ist ebenfalls wie bei der Spanplatte, lediglich das Problem der Ausdünstung gibt es bei MDF nicht. MDF-Platten sind außerdem stabiler, biegen sich also nicht so leicht durch. Entfallen können die Umleimer: das Material ist so fein, dass die Schnittkanten wie bei Leim- oder Massivholz behandelt werden können.
MDF gibt es bereits vorgefärbt (Auswirkungen auf Meeris unbekannt), aber auch in einer biegsamen Version, für den, der - vielleicht aus Feng-Shui-Gründen - einen runden Käfig bauen will.
Sperrholz
Bei Sperrholz werden immer eine ungerade Anzahl von sehr dünnen Holzplatten verleimt. Dabei werden die Platten immer um 90° gedreht, so das sich die Zugkräfte der einzelnen Platten gegenseitig aufheben. Sperrholz verzieht sich daher ebenfalls nicht mehr und ist selbst in stärkeren Varianten deutlich leichter als alle anderen Holzwerkstoffe.
Ab einer bestimmten Anzahl von Schichten von Schichten wird Sperrholz als Multiplexplatte verkauft. Meistens werden bei Multiplexplatten als Deckschichten auch wertvollere Hölzer verwendet (z.B. Buche). In diesen Platten halten auch in den Stirnseiten Schrauben, die Kanten können wie bei Massiv- oder Leimholz bearbeitet werden. Ab einer Stärke von 21 mm können sogar lange Platten ohne Querstreben verbaut werden, da sich Multiplexplatten kaum biegen.
Eine weitere Variante des Sperrholzes ist die Dreilagenplatte. Sie besteht aus einer dickeren Mittelplatte sowie zwei dünnen Deckplatten. Die Eigenschaften sind vergleichbar der einer Multiplexplatte, lediglich die Schnittkanten sind in der Bearbeitung etwas mühsamer. Dreilagenplatten gibt es auch in einer wasserfesten Variante.
OSB-Platten
Auch OSB-Platten (OSB = Oriented Strand Board, soviel wie «ausgerichtete Holzspäne») werden durch Pressen von Holzspänen mit hohem Druck hergestellt. Allerdings sind die Holzspäne schon mehr Holzsplitter, so dass auf der Oberfläche die einzelnen Holzstücke noch erkennbar sind. Lange Zeit wurden OSB-Platten lediglich als preiswerter Unterbau eingesetzt, inzwischen nutzt man OSB-Platten sogar als Fussböden. Die Platten erhalten Sie im Baumarkt lediglich in Standardgrößen. Wie sich das Material beim Bau verhält, kann ich nicht beurteilen, da mir jede Erfahrung fehlt.
Hartfaserplatten
Die Platten werden aus einem Holzbrei mit extrem hohem Druck gepresst. Da sie sehr biegsam sind und nur bis zu einer Stärke von etwa 3 mm angeboten werden, kommen solche Platten lediglich als Verkleidung auf stabilen Rahmenkonstruktionen in Frage oder als Rückwände. Hartfaserplatten gibt es einseitig geschliffen, grundiert und lackiert, mit Kunststoff beschichtet und zudem mit Löchern.
Plexiglas
Plexiglas gibt es in unterschiedlichen Stärken und auch farbig. Es ist bruchsicher, sehr stabil und - im Vergleich zu Glas - leichter. Plexiglas lässt sich (vorsichtig) mit dem gleichen Werkzeug wie Holz schneiden, bohren und schleifen. Bei Schraubverbindungen am besten eine Unterlegscheibe verwenden, so dass durch den Druck keine Sprünge entstehen. Die Schrauben nicht zu fest anziehen.
Plexiglas verformt sich unter großer Hitze (die Heizkörperwärme reicht dazu nicht aus) und lässt sich dann auch biegen. Sollten Sie also einen Winkel benötigen, können Sie die Platte mit einem Heissluftfön (Haartrockner reicht ebenfalls nicht aus) erwärmen und über eine Holzleiste biegen. Den Fön dabei nicht starr auf eine Stelle richten, sonst besteht die Gefahr des Schmelzens. Lieber in kleinen Schritten arbeiten, nicht gleich im Hau-Ruck-Verfahren einen 90°-Winkel erzwingen wollen.
Glas
Glas wäre mir aufgrund des Eigengewichtes zu heftig, außerdem hätte ich keinerlei Geräte zur Bearbeitung, so dass ich immer auf den Zuschnitt, Schleifen und Bohren durch einen Glaser angewiesen wäre. Sollte Ihnen das Material aber lieber sein, fragen Sie am besten in einer Glaserei. Dort wird man Sie auch kompetent beraten hinsichtlich Stärken und Bruchsicherheit.
Stegplatten
Stegplatten bestehen aus zwei dünnen Kunststoffplatten, die durch senkrecht stehende Lamellen verbunden werden. Dadurch entstehen Hohlkammern. Stegplatten sind sehr stabil und können ähnlich wie Plexiglas bearbeitet werden, sind dabei aber leichter als Plexiglas. Durch die Bauweise können Sie durch Stegplatten nicht deutlich hindurchsehen, außerdem können Stegplatten nicht gebogen werden. Die Hohlkammern sorgen für einen gewissen Dämmeffekt, der für eine Aussenhaltung alleine aber nicht ausreicht. Da Stegplatten häufig im Gewächshausbau verwendet werden, gibt es zum Verbinden passende Alu-Winkel und Ecken, so dass - rein theoretisch - ein vollständiges Gehege daraus hergestellt werden könnte.
Stegplatten gibt es nur in vorgefertigten Standardmaßen und nicht als Zuschnittware.
Arbeitsweisen
Ich kann Sie hier nicht zum Hobbyhandwerker ausbilden, aber ein paar Tipps geben, die Ihnen vielleicht meine leidvollen (und manchmal teuren) Erfahrungen ersparen.
Holzverbindungen
Möglich sind Schrauben, Dübel, Leimen, Nageln und der Einsatz von Winkeln. Grundsätzlich sollten Sie bei Verbindungen auf Stabilität achten, aber auch darauf, dass die Schweinchen sich an den Materialien nicht verletzen können, auch nicht beim Nagen.
Das Arbeiten mit Winkeln erfordert wahrscheinlich die geringsten handwerklichen Kenntnisse - allerdings ist die Optik meist nicht so umwerfend.
Bei Schrauben (auch den sogenannten selbst schneidenden Spax-Schrauben) kann ich Ihnen nur empfehlen, die Löcher vorzubohren. Die Gefahr, dass eine Platte oder Leiste reisst oder splittert, wird so minimiert. Bei Leisten sollten Sie - je nach Schraubenstärke - einen Mindestabstand von 5 cm zum Ende einhalten, sonst kann auch ein erstens hässlicher und zweitens für Instabilität sorgender Riss entstehen.
Damit die Schraubenköpfe wirklich plan im Holz verschwinden (ohne Risse), müssen Sie mit einem so genannten «Senker», einem Aufsatz für die Bohrmaschine bzw. Akkuschrauber, eine kleinen Kegel ausfräsen. Das ist zwar mehr Arbeit, sieht aber wesentlich schöner aus und vor allem können Sie (oder die Schweinchen) sich nicht mehr an hervorstehenden Schraubenköpfen verletzen.
Nagelverbindungen sind grundsätzlich nicht so stabil wie Schraubverbindungen und sollten bei Verbindungen, die Belastungen ausgesetzt sind, nicht angewendet werden. Um der Rissgefahr vorzubeugen, «stauchen» Sie den Nagel vor dem Einschlagen durch einen kurzen Hammerschlag auf die Spitze. Den Mindestabstand bei Leisten sollten Sie dennoch einhalten.
Leimverbindungen halten bombastisch, sofern beiden Kanten glatt sind und genügend Klebefläche vorhanden ist. Spanplatten können z.B. wegen der rauen Schnittkante nie aneinandergeklebt werden. Verwenden Sie einfachen Holzleim - er ist zwar nicht gerade nagerideal, aber immer noch besser als alle anderen Kleber.
Dübelverbindungen herzustellen ist grundsätzlich ja einfach: je zwei Löcher bis zu einer gewissen Tiefe, Leim rein, Dübel rein und zusammenpressen. Hält hervorragend (auch in Spanplatten), die Tücke liegt jedoch im Detail: Die Löcher müssen absolut passgenau sein und wirklich rechtwinklig zur Oberfläche. Halten Sie das irgendwo nicht ein, wird das Gehege insgesamt krumm und schief und ist eben nicht mehr im Winkel. Bei größeren Baustücken lohnt sich die Anschaffung eines Bohrständers, in den eine Bohrmaschine eingespannt werden kann. Es gibt auch spezielle Bohrschablonen, die dem Bohrer etwas Führung geben.
Bauen Sie bei Dübelverbindungen alles erst mal ohne Leim zusammen. Einmal eingeklebt, kriegen Sie einen Dübel nicht mehr raus und müssen ihn absägen.
Scharniere
Scharniere gibt es unterschiedlichsten Ausführungen: Einbohrscharniere, Aufschraubscharniere, innenliegend, außenliegend - erklären Sie am besten im Baumarkt genau, was Sie wollen (eventuell mit Skizze), um das für Ihren Zweck passende zu erhalten (und hoffen Sie, das der Baumarktmitarbeiter kompetent ist). Testen Sie dann erst mal durch Anhalten und Bewegen, ob das auch wirklich so klappt, wie Sie sich das vorstellen.
Fenster und Türöffnungen
Ausschnitte aus Platten erhalten Sie, indem Sie mit einem 10 mm Bohrer Löcher bohren, in denen Sie die Stichsäge ansetzen können.
Schneiden mit der Stichsäge
Die sauberere Schnittkante ist bei normalen Holzsägeblättern immer die untere Seite. Ggf. müssen Sie also Schnitte seitenverkehrt anzeichnen.
Kanten entschärfen
Holzschnittkanten sind messerscharf und müssen unbedingt entgratetet, d.h. gebrochen werden, damit sich die Meerschweinchen (oder Sie selbst) beim Flitzen nicht verletzen. Besitzer einer Oberfräse sind fein raus, alle anderen müssen die Schnittkanten mit Schleifpapier entgraten. Machen Sie einfach den Daumentest: Fühlt sich die Kante leicht rund an, ist die Verletzungsgefahr gebannt.
Oberflächenbehandlung
Im Gehegeinneren sollten Sie soweit als möglich darauf verzichten. Den Boden und die Seitenwände bis etwa zur Einstreuhöhe können (und sollten) Sie jedoch mit Acryllack oder Hartwachsöl streichen. Vewenden sie Spielzeuglack - achten Sie auf den «Blauen Engel» und lesen Sie sich die Inhaltsangaben durch. Grundsätzlich sollten Sie alle Platten einmal schleifen, bevor Sie die Oberfläche behandeln. Die Staubreste mit einem feuchten Tuch sorgfältig entfernen, bevor Sie mit der eigentliche Streicharbeit beginnen.
Aussen hängt es von Ihrem Geschmach ab, was Sie verwenden. Lasur, Wachs und Öl lassen die Holzmaserung selbst in farbigen Varianten durchschimmern, für bunte Ergebnisse sollten Sie jedoch Lack verwenden. Lasuren und Öle am besten mit einem weichen, fuselfreien Lappen auftragen und in Maserrichtung verreiben. Spanplatten und MDF-Platten können Sie nur lackieren. Diese Platten saugen extrem stark, sie müssen Sie also vorher grundieren (es gibt extra Grundierfarbe, Sie können aber auch normalen Lack nehmen) und anschließend erst in der Endfarbe lackieren. Bei kräftigen Endfarben wie Rot oder Schwarz erhalten Sie deckendere Ergebnisse, wenn auch die Grundierung schon mit der Endfarbe gemischt wurde.
Soll die Oberfläche richtig glatt werden, müssen Sie nach der ersten Behandlung einen Zwischenschliff einlegen, bevor Sie eine zweite Schicht auftragen. Bei Lasuren und Ölen erhält man durch Nachpolieren mit feiner Stahlwolle einen matt glänzenden Schimmer und (sofern vor der Oberflächenbehandlung geschliffen) eine fast babyglatte Oberfläche.