Raufutter - Heu und Stroh
Raufutter ist die Basis der Nagetierernährung und damit auch der Ernährung von Meerschweinchen. Dabei gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten, den Raufutteranteil zur Verfügung zu stellen: Heu und Stroh.
Dabei ist Heu vorzuziehen, da es wesentlich mehr Nährstoffe enthält. Stroh wird manchmal zusätzlich angeboten, um den Meeri Knabberbeschäftigung zu bieten, ist aber mehr als Einstreu verbreitet. Selbst bei Meeri, die wegen Gewichtsproblemen «auf Diät» sind, ist Heu trotz des höheren Futterwertes sinnvoller, da Stroh zu Darmverstopfungen führen kann.
Heu
Heu besteht aus den Halmen, Blättern und Fruchtständen von Gräsern. Je nach Schnittzeitpunkt überwiegen Stängel oder Blätter. Heu ist der Hauptlieferant von Rohfaser, das zum Teil in Kohlehydrate umgewandelt wird. Der größte Anteil sind jedoch Ballaststoffe, die den Verdauungsvorgang in Gang halten. Dies bedeutet, dass Heu
- für die Meeri stets verfügbar und
- die Qualität einwandfrei sein muss.
Heuqualität
Gute Qualität erkennen Sie daran, dass
- es frisch und aromareich riecht (nicht muffig oder ähnliches),
- farblich ein helles Grün überwiegt,
- nirgendwo Schimmel oder Pilze zu erkennen sind,
- keine Klumpen oder Verfilzungen im Heu vorhanden sind und
- sowohl feine als auch gröbere Halme (zur Zahnabnutzung) enthalten sind.
Leichthin wird immer davon gesprochen, dass das Heu natürlich nicht mit Pestiziden oder anderen chemischen Mitteln behandelt sein darf. Hier können Sie sich im Grunde nur auf die Angaben des Herstellers verlassen oder Sie besorgen sich das Heu bei einem Bauer Ihres Vertrauens (was in der Regel auch kostengünstiger ist).
Mängel
Neben den schon genannten Pilzen oder Schimmel (meistens entstanden durch zu hohe Restfeuchte oder hohe Erdanteile) ist der größte Mangel, dass das Heu ausgewaschen ist. Dabei wurde das Heu während der Trocknung einmal oder mehrmals wieder nass, wodurch die Nährstoffe zerstört werden. Bei Meerschweinchen besteht dann die Gefahr einer Vitamin-D-Unterversorgung bzw. eines Mangels an Folsäure, was zu Rachitis und Wachstumsstörungen führen kann. Ausgewaschenes Heu erkennen Sie an der Farbe (mehr gelb bis bräunlich) und am fehlenden Heugeruch.
Verpackungsarten und Lieferformen
Im Handel erhalten Sie Heu meistens in Plastikbeutel verschweisst. Die Tüten sollten unbedingt Löcher aufweisen, da ansonsten bei längerer Lagerung doch noch Gärprozesse einsetzen können. Aus Platzgründen wird es oft auch stark gepresst verkauft. Dadurch entstehen mehrere Probleme:
- Sie können die Qualität nicht mehr genau beurteilen (z.B. Klumpen, Verfilzungen, Schimmel)
- das Rausnehmen verursacht eine ziemliche Sauerei
- im Extremfall rupfen Sie Hälmchen für Hälmchen aus der Verpackung
Wenn Sie Heu in gepresster Form kaufen, sollten Sie es vollständig aus der Verpackung nehmen und aufschütteln - damit wäre der Platzgewinn für Sie dann auch schon wieder beim Teufel.
Beim Landwirt werden Sie Heu meistens als Ballen erhalten, manche füllen auch Ihre mitgebrachten Behältnisse. Bei Ballen gibt es kleinere Eckballen, aber auch große Rundballen und Quaderballen. Rundballen und Quaderballen haben mehrere hundert Kilo Gewicht. Schon allein deshalb kommen sie für die meisten Meerschweinchenhalter nicht in Frage. Außerdem ist so ein Ballen beinahe ein Mehrjahresvorrat - und auch Heu verliert mit zunehmender Lagerdauer an Qualität. Ganz am Rande: Wenn Sie große Mengen Heu lagern, sollten Sie Hausrat- und Feuerversicherung prüfen. Durch die Möglichkeit der Selbstentzündung wird die Heulagerung als höheres Risiko eingeschätzt!
Heucob, Heuwürfel oder Heupellet ist Heu, das geschnitten und anschließend zu kleinen Würfeln oder Zylindern verpresst wurde. Das alleinige Verfüttern von Heucobs erscheint mir riskant, da die aufgenommenen Futtermengen deutlich kleiner sind. Zudem werden oft auch Zusatzmittel als Bindemittel beigefügt, über deren genaue Zusammensetzung sich die Hersteller ausschweigen. Als Beschäftigungsmittel sind Cobs jedoch gut geeignet.
Einige Herstellerangaben
- Erster Schnitt (oder ähnlich formuliert)
- Für Meerschweinchen das qualitativ beste Heu, da hier der die Anteile an Rohfaser und Nährstoffen am höchsten ist. Es enthält mehr harte Stängel und hilft daher beim Zahnabrieb.
- Zweiter Schnitt
- hat einen höheren Eiweißgehalt und ist daher ein größerer Energielieferant. Enthält mehr Blätter und zum Teil bereits Fruchtstände.
- Grummet
- andere Bezeichnung für den zweiten und alle folgenden Schnitte
- unberegnet
- Ebenfalls ein Qualitätsmerkmal: während der Trockung wurde das Heu nicht erneut nass (Gefahr des Auswaschens)
- INDOOR-Trocknung
- Das gemähte Gras wird nicht auf der Wiese belassen, sondern in Hallen getrocknet. Vermieden wird dadurch das Auswaschen sowie Verbrennen durch zu hohe Sonneneinstrahlung.
- hoher Süßgräseranteil
- besagt nicht viel, da Wiesen meistens aus Süßgräsern bestehen. Sauergräser sind Binsen und Riedgras, die ohnehin nicht zur Heugewinnung verwendet werden.
- Bergwiesenheu
- ist als alleiniges Qualitätsmerkmal problematisch, da
- Bergwiese kein fest definierter, gesetzlich geschützter Begriff ist - allgemein versteht man zwar darunter Wiesen in höheren Berglagen, also Almen (aber ob auch die Hersteller das immer so sehen?) und
- suggeriert wird, die Wiese sei eine Art Biowiese, frei von Düngern, Unkrautvernichtern und mehr. Das ist jedoch nicht unbedingt der Fall, wobei allerdings auf Almen schon allein wegen der Geländeschwierikeiten tatsächlich weniger mit chemischen Keulen gearbeitet wird.
- hoher Blattanteil
- deutet immer auf einen zweiten oder späteren Schnitt hin und ist damit eiweißreicher.
- hoher Kräuteranteil
- ist nicht ganz unproblematisch, da viele Kräuter auch Heilpflanzen sind und daher medizinisch wirksame Bestandteile enthalten; sinnvoll wäre hier immer auch eine Auflistung der Kräuter
Heu selbst herstellen
Haben Sie eine entsprechend große Wiese, können Sie in die Heuherstellung einsteigen. Das liest sich jedoch leichter als es getan ist, denn Sie brauchen dazu erstens mal Kenntnisse über den Boden und seine Zusammensetzung, die Grünpflanzung selbst (Wiese ist nicht gleich Wiese), Düngung (falls die Bodenqualität nicht ausreicht) und letzten Endes über Mähzeitpunkte und Trocknung (dabei sollte das Heu nicht wieder nass werden). Wichtigste Regel dabei ist: Heu sollte letztendlich nur noch etwa 15% Feuchtigkeit enthalten und muss vor der Verfütterung unbedingt mindestens 6, besser noch 8 Wochen lagern!
Das Mähen darf übrigens nicht mit dem Rasenmäher erfolgen (Gefahr der Verschmutzung durch Öl), sondern mit einer Sense!
Heuarten
Neben normalem Wiesenheu und dem bereits angesprochenen Bergwiesenheu werden verschiedene Heumischungen und getrocknete Kräuter oder Blüten als Heuzusatz angeboten. Kräuter und Blüten sind fast immer auch Heilpflanzen, wobei die Wirkstoffe meist geringer sind als bei frischen Kräutern (wobei einige Kräuter frisch gar nicht gefüttert werden dürfen, z.B. Brennessel).
- Heu mit getrockneten Frucht- oder Gemüsestücken
- Meistens befinden sich alle Frucht- oder Gemüsestücke im unteren Bereich des Beutels. Zumindest meine Meerschweinchen verschmähten die getrockneten Stücke, da sie beides auch frisch erhalten.
- Heu mit Kräutern/Blüten
- gibt es in verschiedenen Varianten. Da fast alle Kräuter bzw. Blüten auch Heilpflanzen sind, sollte die Verwendung solcher Heusorten lediglich zur Abwechslung gefüttert werden oder als Beimischung.
- Ringelblume
- ist ein Heilmittel bei Verletzungen und Wundheilungen allgemein. Entzündungshemmend. Zumindest bei Menschen werden zunehmend allergische Reaktionen beobachtet.
- Brennessel
- enthält viel Vitamin C, Eisen und Histamine. Wird verwendet zur Blutbildung, bei Blasen- und Nierensteinen und Haarausfall. Baut darüber hinaus Giftstoffe im Körper ab.
- Löwenzahn
- fördert die Verdauung und hilft bei der Körperentgiftung (Anregung der Nierenfunktion). Wirkt entwässernd.
- Pfefferminze
- ist appetitanregend und wirksam bei Verdauungsproblemen
- Wildrosen (Hagebutte, Hundsrose)
- sehr vitaminreich (Vitamine A, C, B1 und K), stärkt Abwehrkräfte und wirkt fiebersenkend
- Klee
- anregend und verdauungsfördernd, allerdings auch sehr eiweißreich
- Malve
- entzündungshemmend, Förderung der Verdauung
- Kamille
- entzündungshemmend, hilfreich bei Magen- und Darmproblemen
- Alfalfa
- anderer Name für Luzerne
- Brennessel
- enthält viel Vitamin C, Eisen und Histamine. Wird verwendet zur Blutbildung, bei Blasen- und Nierensteinen und Haarausfall. Baut darüber hinaus Giftstoffe im Körper ab.
- Dinkel
- ist eine Weizenform. Vitaminreich (Vitamine E, B1, B2) und mineralstoffreich (Natrium, Kalium, Calcium, Phosphor (sehr hoch), Magnesium, Flur, Eisen), aber auch sehr eiweiß- und kohlehydratreich.
- Echinacea
- Stärkung des Immunsystems
- Grüner Hafer
- enthält Saponine, Vitamin B und Calcium; herz- und nervenstärkend; sehr eiweißreich
- Grüner Weizen
- hilft bei Herz- und Kreislauferkrankungen; sehr eiweißreich
- Lindenblüten
- schmerzdämpfend, bei Erkältungskrankheiten; jedoch auch herzbelastend und entwässernde Wirkung
- Luzerne
- Vitaminreich (Vitamine A, B1, B2, B3, C, D, E, H und K) und mineralstoffreich (Calcium, Eisen, Kupfer, Magnesium und Phosphor), aber auch extrem eiweißreich.
- Melisse
- beruhigend und krampflösend
- Spitzwegerich
- Wundheilung, entzündungshemmend, Reinigung der Atemwege
- Weißdorn
- Auswirkungen auf Herz und Blutkreislauf; Steigerung der Herzleistung
Stroh
Stroh wird im Gegensatz zu Heu nicht aus Gräsern, sondern aus ausdroschenen Getreidehalmen hergestellt. Stroh besitzt wenig Nähr- und Mineralstoffe und ist eher stärkehaltig. Da Stärke Flüssigkeiten bindet und aufquillt, werden die Meeri schnell satt, ohne große Energiezufuhren. Bei zu viel Stroh besteht jedoch die Gefahr, dass durch das Aufquellen eine Darmverstopfung herbeigeführt wird.
Immer noch werden bei Stroh häufig Halmverkürzer eingesetzt, um die Gefahr von Wind- oder Regenbruch zu vermindern. Halmverkürzer sind jedoch pure chemische Keulen (viele davon mit Chlor-Verbindungen), deren Bestandteile sowohl im Mehl als auch in den Halmen zu finden sind (auch wenn dies von Landwirten immer wieder bestritten wird). Auch aus diesem Grund ist Stroh als alleiniges Raufutter eher problematisch.