Wie in der Wildnis: 1 Männchen mit Harem
Eine gemischte Gruppe besteht aus einem Böckchen und 2 oder mehr Weibchen. Insgesamt sollten in der Gruppe nicht mehr als 7 bis 8 Tiere sitzen - bei 8 Meeri brauchen Sie allerdings schon ein Gehege von mindestens 2,4 qm (also z.B. 2 x 1,2 m), besser noch 4 qm (also 2 x 2 m). Bei solchen Ausmaßen sollten Sie überlegen, in die Höhe zu bauen, um die Grundfläche zu verkleinern.
Die Haltung einer gemischten Gruppe entspricht am ehesten dem natürlichen Verhalten von Meerschweinchen. Und nur in einer gemischten Gruppe können Sie wirklich alle Verhaltensweisen wie sie unter Sippenleben beschrieben sind, beobachten. Zudem leben solche Gruppen harmonischer als z.B. eine reine Weibchengruppe, da das Böckchen beruhigend und beschwichtigend auf seine Weibchen einwirkt.
Gemischt ja - aber bitte kastriert!
Wenn Sie nicht unkontrolliert Nachwuchs produzieren wollen, sollte das Böckchen kastriert sein oder die Weibchen sterilisiert sein. Der Eingriff beim Weibchen ist jedoch wesentlich riskanter als die Kastration. Auch wenn eine Kastration wie jede Operation ein gewisses Risiko in sich birgt, sollten Sie - sofern Sie nicht schon ein kastriertes Böckchen gekauft haben - das Tier schleunigst zum Tierarzt bringen. Durch die Kastration haben die Böckchen zudem eine sehr viel bessere Chance auf ein neues Zuhause, wenn Sie die Tiere doch einmal abgeben wollen.
Über den richtigen Zeitpunkt einer Kastration herrscht eine ganz unterschiedliche Meinung. Kastriert werden können die Tiere bereits ab einem Alter von 3 - 4 Wochen. Das hat den Vorteil, dass die Jungböckchen Mutter und Geschwister nicht so früh verlassen müssen. Außerdem wird das Tier gar nicht erst zeugungsfähig, kann also sofort nach der Kastration wieder in die Gruppe gesetzt werden. Insgesamt treten auch weniger Komplikationen auf als bei der Kastration eines schon geschlechtsreifen Böckchens. Der typische Böckchengeruch fällt bei diesen Tieren kaum noch auf.
Auch nach Eintritt der Geschlechtsreife können Böckchen natürlich noch kastriert werden. So ein Böckchen ist jedoch noch 2 - 3 Wochen nach dem kastrieren zeugungsfähig, da sich noch Spermien in der Samenblase befinden. Befürworter einer späteren Kastration bringen oft ins Spiel, dass diese Tiere durch die Hormonschübe gesünder sind und normale Bockgröße erreichen. Eine wissenschaftliche Studie, die dies belegt, ist mir nicht bekannt. Auch hier verschwindet der Bockgeruch nach einiger Zeit fast vollständig.
Wollen Sie weder OP-Risiko noch die notwendige Trennung danach von den Weibchen auf sich nehmen, kaufen Sie am besten ein bereits kastriertes Böckchen. Sowohl bei Züchtern, Tierheimen und Notmeeristationen werden Sie fündig. Auch gute Tierhandlungen bieten Böckchen bereits kastriert an.
Frauen unter sich
Man sollte meinen, die Abwesenheit des männlichen Geschlechts führt zu einer Gruppe, die friedlich zusammenlebt. Das kann durchaus der Fall sein - viel häufiger aber sind Weibchen zueinander ziemlich «zickig» und immer wieder mit Hierarchierangeleien beschäftigt. Eine reine Böckchengruppe oder eine gemischte Gruppe ist meist sehr viel harmonischer.
Sowohl jetzt bei Shirin und Weißpfötchen als auch bei meiner früheren Mädelgruppe Susi und Sissi kann und konnte ich häufig beobachten, dass die Tiere sich entweder aus dem Weg gingen oder sich gegenseitig drohten, falls sie einander zu Nahe kamen.
Obwohl Sie bei einer Weibchengruppe nicht alle Verhaltensweisen beobachten können, heißt das nicht, dass eigentlich typisch männliche Eigenschaften nicht zu beoabachten sind. Auch in einer Weibchengruppe kann es z.B.vorkommen, dass ein Weibchen das andere besteigt. Bis jetzt weiß niemand genau, ob dieses Verhalten tatsächlich Ausdruck eines Sexualtriebes ist oder eher ein Zeichen von Dominanz.
Der Herren-Club
Immer noch geht das Gerücht um, eine Böckchengruppe wäre ständig mit Rangordnungskämpfen beschäftigt. Dies ist sicherlich der Fall, wenn ihnen der Duft eines brünstigen Weibchens um die Nase weht oder wenn ein Böckchen dabei ist, dass bisher einen Harem geleitet hat. Doch ansonsten leben Böckchen sehr viel friedlicher miteinander als die Weibchen. Leider hält sich das Gerücht jedoch hartnäckig, weshalb in den Tierheimen und Notstationen verhältnismäßig viele Böckchen sitzen.
Auch hier bilden sich Rangordnungen und bei meiner früheren Böckchengruppe Plisch und Plum brommselte Plisch oft um den kleineren Plum herum. Auch Aufreiten war zu sehen, was Plum allerdings nicht wirklich gefiel. Ähnlich wie bei Weibchen weiß man nicht, ob Sexual- oder Dominanzverhalten hier eine Rolle spielen.
Sowohl bei Plisch und Plum als auch jetzt bei Johnny ist jedoch festzustellen, dass sie sehr viel menschenbezogener waren/sind als die Weibchen. Plisch und Plum schliefen z.B. regelmäßig auf mir ein, wenn wir uns zum Schmusen auf die Couch zurückzogen. Ähnlich verhält sich auch Johnny, während Shirin und Weißpfötchen vom Streicheln nicht allzuviel bis gar nichts halten.
Wenn Sie mehr über eine reine Böckchengruppe wissen möchten, lesen Sie mal auf www.meerschweincheninfos.de von den Erfahrungen einer langjährigen (und ausschließlichen) Böckchenhalterin.