Im Futter sitzen und spielen
Wenn hier von einem Freilauf im Garten die Rede ist, ist damit nur ein stundenweiser Aufenthalt im Freien gemeint, nicht jedoch eine vollständige Außenhaltung. Für die Außenhaltung müssen ganz besondere Voraussetzungen beachtet werden, die weit über die eines Freilaufgeheges hinausgehen.
Aber auch für einen Freilauf gibt es einige Dinge, die Sie bedenken sollten.
Gefahren
Unter den Gefahren, die bereits unter Freilauf-Allgemein-Vorsichtsmaßnahmen genannt wurden, gelten für den Garten ganz besonders
- Gefahr durch andere Tiere: Greifvögel, Krähen, aber auch Marder und Füchse können ein Meerschweinchen verletzen oder gar töten. Dazu gehört auch die Katze oder der Hund des Nachbarn (oder ihre eigenen Tiere). Für das Gehege bedeutet dies, dass
- es von oben durch ein Netz oder Gitter gesichert sein muss,
- es so stabil sein muss, dass ein Hund nicht einfach das Gitter eindrückt,
- die Maschenweite so eng ist, dass eine Katze nicht mit der Pfote durchangeln oder ein Marder sich durchzwängen kann und
- zumindest ein Verschieben durch ein größeres Tier nicht möglich ist.
Der beste Schutz gegen andere Tiere ist im übrigen Ihre Anwesenheit! - Ausbruchsgefahr: Wird es schon in einer Wohnung schwierig, ein Meerschweinchen einzufangen, das sich verkrochen hat, ist die Wahrscheinlichkeit, ein ausgebüchstes Meerschweinchen im Garten oder den umliegenden Flächen wieder zu finden, gleich Null. Die meisten Meerschweinchen sind aber keine großen Gräber und daher reicht eine lückenlose Begrenzung ohne Schlupflöcher aus, um die Tiere im Gehege zu halten.
- Giftpflanzen: Oft sind es die wunderschönsten Pflanzen, die ihre Meerschweinchen beim Benagen in manchmal tödliche Gefahr bringen. Auch wenn manchmal behauptet wird, Meerschweinchen wüssten instinktiv, dass ihnen eine Pflanze nicht gut bekommt: Unsere Meerschweinchen sind nun mal domestiziert und manche Instinkte sind dabei verloren gegangen. Eine Liste von Giftpflanzen finden Sie unter Speiseplan - Pflanzen.
Daneben gibt es einige Dinge, die beim Freilauf oft in Vergessenheit geraten:
- Heu: ist und bleibt ein Grundnahrungsmittel und sollte, wenn die Tiere mehrere Stunden im Freien bleiben, in einer Raufe angeboten werden. Sie werden beobachten können, dass die Tiere zwischendurch auch immer wieder am Heu nagen, und wenn das Gras noch so üppig steht.
- Wasser: auch wenn die Meerschweinchen im Garten mitten im saftigsten Futter sitzen, kann dies bei einem mehrstündigen Aufenthalt und entsprechender Temperatur zu wenig Flüssigkeit sein. Hängen Sie also auch ins Freilaufgehege eine Nippeltränke.
- Hitze: Meerschweinchen können Hitze nicht gut ausgleichen, daher unbedingt für Schatten sorgen. Am besten ist es, wenn ein Strauch oder Baum Schatten spendet. Alternativ können Sie auch einfach Zweige über das Gehege legen.
Tücher oder Planen über dem Gehege spenden nur vermeintlich Schatten: unter ihnen kann sich die Hitze so stauen, dass die Temperatur darunter deutlich über der sonstigen Umgebungstemperatur liegt.
- Futterumstellung: Wenn Ihre Meeri das ganze Jahr über frisches Futter erhalten, ist es wenig problematisch, die Tiere im Garten fressen zu lassen. Ausnahme hierbei ist allerdings das erste frische Grün im Frühjahr, da dieses extrem eiweißreich ist und zu Blähungen führen kann. Wollen Sie auf Nummer sicher gehen, gewöhnen Sie die Tiere an das frische Gras,
- in dem Sie es im normalen Gehege unter das Heu mischen und
- anfangs die Tiere nur eine Stunde im Freien lassen und die Zeit nach und nach steigern.
- Bodenkälte/-nässe: Im Haus gehaltene Meeri sind gegen Kälte nicht mehr so abgehärtet wie Tiere, die das ganze Jahr im Freien leben. Zusammen mit Bodennässe, die das Fell von unten durchfeuchtet, können sich Ihre Meerschweinchen ganz schnell eine Erkältung oder gar Lungenentzündung zuziehen. Probieren Sie es einfach an sich selber aus und setzen Sie sich zu den Tieren ins Gras - empfinden Sie das Sitzen nach einiger Zeit unangenehm kalt oder feucht, geht es Ihren Meerschweinchen (wenngleich nicht ganz so schnell) ähnlich.
Garten ist nicht gleich Meerschweinchengarten
Ein Meerschweinchengarten ist vermutlich der Alptraum für jeden Gärtner, dessen ganzer Stolz der gepflegte englische Rasen und die Buchsbaumzierrabatten sind. Ein solcher Garten bietet den Meerschweinchen - außer dem Nagen an ein paar Grashalmen - nichts.
Möchten Sie Ihren Tieren einen meerschweinchengerechten Garten bieten, sollte er in etwa so aussehen:
- eine Wiese mit (Un)Kräutern (z.B. der von Gärtner so ungeliebte Giersch!), Gräsern und Wiesenblumen wie Löwenzahn, wobei die Wiese nicht höher sein sollte als 10 cm - Meerschweinchen sind keine Dschungelkämpfer
- Büsche und Sträucher als Versteck und Schattenspender
- Bäume (auch wenn in der Zeichnung ein Nadelbaum zu sehen ist, sollten Sie einen Laubbaum vorziehen, da es kaum bekömmliche Nadelbaumarten gibt!) als Schattenspender und Spielplatz zwischen den Wurzeln
- Tunnel und Höhlen aus Steinen, Erde und/oder Wurzeln
Dies ist sicherlich ein Optimum - aber wenn nur ein paar der Dinge vorhanden sind, ist das auch schon ein Meerschweinchenvergnügen. Durch die vielen Versteckmöglichkeiten wird es für die Tiere übrigens sicherer. Damit Sie nicht mit Ihren Nachbarn in Streitigkeiten geraten (die verzweifelt versuchen, den von Ihnen gehegten Giersch mit allen Mitteln loszuwerden) ein paar Tipps zur Umsetzung:
- Wiese: Säen Sie eine Kräuterrasenmischung oder so genannten Schotterrasen (zu beziehen über Gärtnereien mit Natursämereien) aus. Ein Nebeneffekt des Schotterrasens ist, dass dieser keinen Mutterboden braucht und Sie auf Mähen weitgehend verzichten können.
- Sträucher, Büsche, Stauden: Kornelkirsche (Cornus mas), Haselstrauch (Corylus avellana), Korkenzieherhasel (Corylus avellana contorta), Prachtspiere (Astilbe x arendsii), Garten-Indianernessel (Monarda sp.), Johannisbeere (Ribes sp.), Sonnenhut (Rudbeckia sp.), Garten-Goldrute (Solidago sp.), Zaubernuss (Hamamelis), Felsenbirne (Amelancher sp. - teilweise wird in der Literatur vor dem Fressen von Früchten gewarnt, da die Samen Giftstoffe enthalten), Sommerflieder (Buddleja sp), Straucheibisch (Hibiscus syriacus)
- Bäume: alle Obstbäume (wobei bei Steinobst die Früchte den Tieren nicht bekommen), Esche (Sorbus sp. - teilweise wird in der Literatur vor dem Fressen der Früchte gewarnt, da die Samen Giftstoffe enthalten), Erle (Alnus sp.), Haselbaum (Corylus colurna), Magnolie (Magnolia sp.), Weide (Salix sp.)
Die Aufstellung der Pflanzen erfolgte sorgfältig unter Wälzen vieler Bücher - ich übernehme jedoch keine Haftung für Schäden an Tieren und/oder Menschen. Erkundigen Sie sich im Zweifelsfall bei einer Gärtnerei vor Ort!
- Höhlen: schichten Sie ein paar Steine aufeinander, bedecken Sie das Ganze mit Erde und bepflanzen Sie es.
- Wurzeln: Wenn Sie keine Wurzeln finden, fragen Sie bei einer Gärtnerei oder einem Waldbesitzer nach - sofern groß genug, kann aus der Wurzel sogar eine Art «Blumenständer» werden, in dem Sie daran Topfpflanzen befestigen.
- Steine: Bauen Sie - sofern es Ihre Gartengestaltung zulässt - ein Stück Trockenmauer. Nicht nur Ihre Meerschweinchen werden Ihnen danken, sondern noch so manch anderes Getier. Oder legen Sie einfach ein paar Steine übereinander mit einer grossen Platte als Abdeckung - bitte sicher befestigen, so dass die Tiere nicht unter «Steinschlaggefahr» leben müssen.
Wenn Ihnen das alles als zu viel Aufwand erscheint: stellen Sie zumindest einige Weidentunnel in den Freilauf. So haben die Tiere wenigstens ein paar Versteckmöglichkeiten.