Auch Meerschweinchen können spielen ...
Vorab sei gesagt: Eine Meerschweinchensippe mit einem ausreichend großen Gehege, das interessant gestaltet ist, braucht keine zusätzliche Beschäftigung durch den Menschen. Viele Meerihalter haben sicherlich Freude daran, die Tiere «nur» zu beobachten - deswegen braucht keiner ein schlechtes Gewissen zu haben.
Möchten Sie die Tiere aber zutraulicher haben, dann erreichen Sie das am ehesten über Spiele. Vor allen Dingen mit Spielen, die mit Leckerbissen zu tun haben. Denn auch bei Meerschweinchen gilt: «Liebe geht durch den Magen». Viele Spiele führen auch dazu, dass die Meerschweinchen mutiger werden.
Wichtig bei allen Spielen:
- Versuchen Sie, auf gleicher Ebene mit den Meeri zu sein, so dass Sie nicht als «Jäger» empfunden werden. (Verhalten)
- Respektieren Sie den Tagesablauf der Tiere: Sind alle gerade am Schlafen, gönnen Sie ihnen die Ruhe - sie dauert erfahrungsgemäß nicht sehr lange.
- Meerschweinchen sind nicht besonders ausdauernd - dehnen Sie also das einzelne Spiel nicht zu sehr.
- Schließen Sie das Spiel mit einem Erfolgserlebnis ab - sprich: der Leckerbissen darf auch wirklich verspeist werden.
- Brechen Sie ein Spiel ab, wenn das Meeri Anzeichen von Angst zeigt!
Futterspiele
Zur Eingewöhnung
Während dieser Phase sollten Sie Bewegungen mit den Händen vermeiden, um die Meeri zutraulich zu machen.
- Halten Sie einen Leckerbissen (z.B. ein Stück Gurke, ein Löwenzahnblatt) zwischen den Fingern. Warten Sie, bis sich ein Tier nähert und das Futterstückchen aus der Hand nimmt. Lassen Sie es ruhig zu, dass das Tier mit der «Beute» gleich wieder auf Distanz geht!
- Gehen Sie vor wie bei 1. - halten Sie den Leckerbissen aber fest, so dass das Meerschweinchen wirklich aus der Hand frisst.
- Legen Sie das Futterstückchen so in die offene Hand, dass das Tier mit den Vorderpfoten auf Ihre Hand steigen muss, um dran zu kommen.
Für Fortgeschrittene
- Bilden Sie eine hohle Faust um den Leckerbissen und öffnen Sie sie erst, wenn das Meerschweinchen mit der Schnauze stupst oder vielleicht versucht, mit den Pfoten die Faust zu öffnen.
- Halten Sie das Futter etwas höher, damit sich das Meerschweinchen strecken muss oder sogar so hoch, dass es «Männchen» macht - halten Sie einen Finger der anderen Hand als Stütze für die Vorderpfötchen hin.
- Ziehen Sie den Leckerbissen (am besten eignet sich dafür z.B. ein Löwenzahblatt oder ein Petersilienstiel) langsam über den Boden des Geheges - das klappt nicht bei allen Tieren, da es ja nicht in der Natur eines Meerschweinchens liegt, bewegliche «Beute» zu fangen. Sie können diese Übung noch steigern, in dem Sie die Tiere dabei durch einen Slalom aus z.B. Ziegelsteinen lotsen - das fördert die Beweglichkeit und Geschicklichkeit. Dehnen Sie dieses Spiel nicht zu lange aus - sonst haben Sie schnell ein ziemlich saures Meeri.
Geschicklichkeitsspiele
Bei diesen Spielen sind Sie weitgehend nur Zuschauer. Aber Sie können recht schnell feststellen, dass Meerschweinchen, wenn es um Futter geht, einige Anstrengungen auf sich nehmen und keineswegs - wie oft behauptet wird - dumm sind. Je nach Aufbau und Hindernissen können Sie so eine Art Agility für Meeri durchführen.
Lassen Sie die Tiere dabei aber nicht unbeaufsichtigt, um bei Schwierigkeiten schnell eingreifen zu können!
- Verstecken Sie Leckerbissen an verschiedenen Stellen im Gehege - wie und wo, hängt ganz von der Ausstattung ab.
- Verstecken Sie einen Leckerbissen in einer Papprolle (unbedruckte Pappe verwenden!) und schließen Sie die Enden locker mit Heu. Die Papprolle muss entweder im Durchmesser so klein sein, dass die Tiere sich durchnagen müssen oder so gross, dass sie hindurchpassen!
- Bauen Sie einen kleinen Hindernisparcours oder sogar ein Labyrinth mit Steinen, Tunneln und Röhren und legen Sie eine «Leckerbissenspur». Seien Sie nicht enttäuscht, wenn Ihre Meerschweinchen nicht gleich wie ein Fährtenhund arbeiten - sobald die Tiere aber einmal begriffen haben, dass da an allen möglichen Stellen Futter sein kann, werden sie eifrig auf die Suche gehen.
- Stecken Sie Futter auf Äste und die Äste wiederum in kleine Hohlziegel (im Baumarkt erhalten Sie Ziegel oft nur palettenweise - fragen Sie einfach auf einer Baustelle in der Nähe nach). Schöner Nebeneffekt dieses Spiels: Die Krallen nutzen sich auf dem rauen Stein gut ab.
- Hängen Sie mit Hilfe eines Bindfadens ein Büschel Petersilie etwas höher, so dass sich die Tiere richtig strecken müssen. Im Handel gibt es dafür auch spezielle Halter oder Kugeln.
- Bauen Sie aus Steinen eine Treppe (die einzelnen Stufen dürfen nicht zu hoch sein - 5 cm reichen völlig) und legen Sie auf die oberste Stufe einen Leckerbissen. Die Treppenhöhe insgesamt ist mit 15 cm ausreichend - manche Meerschweinchen springen dann auch gleich auf die oberste Stufe. Auch bei diesem Spiel haben Sie den Nebenfeffekt, dass sich die Krallen besonders gut abnutzen.
- Bauen Sie aus einem Stück Rundholz (am Anfang reichen 2 cm völlig aus) und einem Brett (Breite ca. 10 - 12 cm) eine Wippe. Machen Sie das Brett am Anfang nicht zu lang - je länger das Brett, umso stärker die Wippwirkung.
Lotsen Sie das Meerschweinchen auf die Wippe - auch das ist eine Übung, die manchen Meerschweinchen unheimlich ist. Shirin z.B. weigert sich, diese instabile Angelegenheit zu betreten, Weißpfötchen dagegen läuft darauf sowohl vor als auch zurück. Johnny dagegen steigt zwar nicht auf die Wippe, holt aber das hohe Ende zu sich herunter.